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FAQs: Migration  FAQs: Migration

Kapitel 1  Kapitel 1

 

Klaus J. Bade, Jochen Oltmer, Normalfall Migration: Texte zur Einwandererbevölkerung und neue Zuwanderung im vereinigten Deutschland seit 1990, Bundeszentrale für Politische Bildung bpb 2004

Kapitel 2

Migration im Kalten Krieg

2.1 Die Nachkriegszeit: Displaced Persons, Flüchtlinge, Vertriebene, Kriegsgefangene, Spätheimkehrer, Auswanderer

2.2 Arbeitswanderer, Asylsuchende und Aussiedler in der Bundesrepublik 1949–1989/90

2.3 Ost-West-Flucht, Ausländer- beschäftigung und Asylpolitik in der DDR 1949–1989/90


2.1 Die Nachkriegszeit: Displaced Persons, Flüchtlinge, Vertriebene, Kriegsgefangene, Spätheimkehrer, Auswanderer

Die letzten nationalsozialistischen Umsiedlungen „heim ins Reich“ von 250000 „Volksdeutschen“ aus Wolhynien, Galizien und Siebenbürgen 1944 hatten schon deutlich den Charakter einer Fluchtbewegung vor der Roten Armee, die im August 1944 in Ostpreußen die Grenze des Deutschen Reiches erreichte und sie im Oktober dieses Jahres erstmals überschritt. In den Ostprovinzen des Reiches und in den deutschen Siedlungsgebieten jenseits dessen Grenzen in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa hatten vor Beginn des Zweiten Weltkriegs rund 18 Millionen Reichsdeutsche und „Volksdeutsche“ gelebt. Etwa 14 Millionen von ihnen, der weitaus überwiegende Teil also, flüchtete in der Endphase des Krieges in Richtung Westen oder wurde nach Kriegsende vertrieben bzw. deportiert.

Die Zahlen der Volkszählung von 1950 lassen die Bilanz dieser millionenfachen Fluchtbewegungen und Vertreibungen deutlich werden. Danach waren insgesamt knapp 12,5 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den nunmehr in polnischen und sowjetischen Besitz übergegangenen ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches und aus den Siedlungsgebieten der „Volksdeutschen“ in die Bundesrepublik Deutschland und in die DDR gelangt; weitere 500000 lebten in Österreich und anderen Staaten.

An die zwei Millionen Deutsche hatten die Flucht, die Vertreibungen oder die Deportationen nicht überlebt, etwa eine Million wurden in die UdSSR deportiert. Von den 12,5 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen in Bundesrepublik und DDR des Jahres 1950 kam mit knapp sieben Millionen der größte Teil aus den ehemals deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße.

Als nächstkleinere Gruppe folgten knapp drei Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus der Tschechoslowakei, hinzu kamen 1,4 Millionen aus dem Polen der Vorkriegsgrenzen, 300000 aus der bis 1939 unter der Verwaltung des Völkerbunds stehenden Freien Stadt Danzig, knapp 300000 aus Jugoslawien, 200000 aus Ungarn und 130000 aus Rumänien. Die Großoffensive der Roten Armee im Januar 1945 zwischen Ostseeküste und Karpaten ließ die deutsche Ostfront in kurzer Zeit endgültig zusammenbrechen. Ende Januar schon war Ostpreußen abgeschnitten. Ende März/Anfang April hatten die sowjetischen Truppen bereits Oder und Neiße erreicht, die folgende nächste Großoffensive Mitte April führte innerhalb weniger Tage zur Einschließung und innerhalb zweier Wochen zur Eroberung Berlins. Die sowjetische Offensive war begleitet von der panikartigen Flucht von mehr als der Hälfte der an die zwölf Millionen Menschen zählenden deutschen Bevölkerung in den Ostprovinzen des Reiches. Weil die russischen Truppen nicht selten schneller vorankamen als die schwerfälligen Flüchtlingstrecks, wurden 1,5 Millionen Flüchtlinge aus einigen lange umkämpften Ostseehäfen über das Meer in Richtung Westen transportiert. Viele erreichten ihr Ziel nicht, z. B. die rund 9000 zumeist ostpreußischen Flüchtlinge auf der „Wilhelm Gustloff“, die am 30. Januar 1945 nach dem Torpedotreffer eines sowjetischen U-Boots in der Danziger Bucht sank.

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Die Flucht bedeutete für Unzählige unvorstellbares Leid und für Hunderttausende den Tod. Ursachen dafür waren sinnlose Durchhalteparolen und verspätet einsetzende Evakuierungsmaßnahmen der nationalsozialistischen Behörden, außerdem katastrophale Bedingungen im Winter, unzureichende Ausrüstung und Versorgung, Bewegung zwischen den Fronten, Angriffe der Roten Armee auf die Flüchtlingstrecks, Plünderungen, Brandschatzungen, Massenvergewaltigungen und Mord. Mitleid aber hatte in Europa kaum jemand angesichts der Ereignisse des von Deutschland angezettelten Zweiten Weltkriegs, des Völkermords, des Terrorregimes in den besetzten Gebieten, der Massenzwangsarbeit in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Die Deutschen im Osten wurden zu Opfern der Rache für Verbrechen, die, gerade im Osten, in deutschem Namen begangen worden waren.

Im April 1945 gab es in den nunmehr vollständig von sowjetischen, zum Teil auch von polnischen Truppen eroberten Ostgebieten des Reiches noch über vier Millionen Deutsche. In den folgenden drei Monaten kehrten über eine Million Flüchtlinge wieder in diese Gebiete zurück, häufig, weil die Trecks von der Roten Armee überholt worden waren, an ein Weiterkommen nicht zu denken war und die Rückkehr in die Ausgangsgemeinden Schutz und Überleben versprach. Mit der Absperrung von Oder und Neiße durch sowjetische und polnische Truppen Ende Juni/Anfang Juli 1945 brach diese Rückwanderungsbewegung weitgehend ab.

Der Sommer 1945 war durch die „wilden“ Vertreibungen von Deutschen gekennzeichnet, die noch in den neuen polnischen Westgebieten und der Tschechoslowakei lebten. Von diesen Vertreibungen waren bis zu 800000 Sudetendeutsche in der Tschechoslowakei und bis zu 300000 Deutsche entlang der neuen polnischen Westgrenze an Oder und Neiße betroffen. Es waren keine politischen Alleingänge der Tschechoslowakei und Polens. Die alliierten Großmächte hatten auf den Konferenzen von Teheran 1943 und Jalta Anfang 1945 längst den Transfer großer Bevölkerungsteile im Osten Deutschlands beschlossen: Minderheitenkonflikte und die politische Instrumentalisierung deutscher Minderheiten durch das Reich wie in der Zwischenkriegszeit sollte es in Polen und der Tschechoslowakei nie mehr geben. Auf der Potsdamer Konferenz (17. Juli bis 2. August 1945) legten die Siegermächte Großbritannien, die UdSSR und die USA nochmals das Ziel einer „ordnungsgemäßen und humanen Überführung deutscher Bevölkerungsteile“ fest. Aber „ordnungsgemäß und human“ liefen die Vertreibungen nicht ab. Massentransporte unter katastrophalen Versorgungsbedingungen, brutaler Bewachung und ständigen Plünderungen führten zu ungezählten Opfern. Die Vertreibungen brachten 1946 weitere zwei Millionen und 1947 eine halbe Million Menschen aus den ehemaligen Reichsgebieten östlich von Oder und Neiße in die vier alliierten Besatzungszonen Restdeutschlands. Hinzu kamen 1946 rund 1,2 Millionen Menschen aus der Tschechoslowakei und 170000 aus Ungarn.

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In den vier Besatzungszonen in Deutschland waren die Flüchtlinge und Vertriebenen nicht gleichmäßig verteilt. Ländlich geprägte Gebiete mussten weitaus mehr Menschen aufnehmen als die vor allem durch Luftangriffe häufig schwer zerstörten städtisch-industriellen Ballungsräume. In den Landgemeinden und ländlichen Kleinstädten schienen die Wohnungssituation und die Versorgungsmöglichkeiten mit Lebensmitteln besser zu sein. Insgesamt musste der Osten Deutschlands mehr Menschen aufnehmen als der Westen, und innerhalb der drei westlichen Besatzungszonen waren wiederum die östlichen Gebiete stärker belastet als die westlichen. Ende 1947 lag der Anteil der Flüchtlinge und Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung in der sowjetischen Besatzungszone bei 24,3 Prozent.

Die amerikanische Zone blieb dem­gegenüber mit 17,7 Prozent ebenso zurück wie die britische Besatzungszone mit 14,5 Prozent. In der französischen Besatzungszone lag der Flüchtlingsanteil an der Gesamtbevölkerung wegen der Weigerung der französischen Besatzungsbehörden, Flüchtlinge und Vertriebene aufzunehmen, sogar bei nur rund einem Prozent.

Vielen Zeitgenossen schienen die Probleme der Massenzuwanderung in dem massiv zerstörten und geteilten Nachkriegsdeutsch­land kaum lösbar. Immerhin waren am Ende des Krieges mehr als vier Millionen Wohnungen ganz oder teilweise zerstört, das entsprach mehr als einem Fünftel des gesamten Vorkriegsbestandes: In Köln galten 70 Prozent aller Wohnungen als zerstört, in Dortmund 66 Prozent, in Duisburg 65 Prozent, in Kassel 64 Prozent.

Einige mittelgroße Städte hatte es besonders schwer getroffen, sie waren fast völlig zerstört worden; das galt beispielsweise für Düren (zu 99 Prozent zerstört), Paderborn (97 Prozent), Bocholt (89 Prozent) oder Hanau (88 Prozent). Auch wenn die Wohnungssituation auf dem Lande besser zu sein schien als in den Städten, so gab es doch auch hier kaum freien Wohnraum: Der Bombenkrieg über den deutschen Städten hatte dazu geführt, dass, vor allem zwischen 1943 und 1945, an die zehn Millionen „Evakuierte“ zeitweilig oder auf Dauer ihre Heimatstädte verlassen hatten, um freiwillig oder aufgrund der Evakuierungsmaßnahmen auf dem Land Schutz zu suchen. Schon vor Beginn der Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen waren damit die Unterkunftsmöglichkeiten in den ländlichen Gebieten stark beschränkt.

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Zwei Beispiele aus dem Norden und dem Süden Deutschlands verdeutlichen die Probleme der Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen in der unmittelbaren Nachkriegszeit: Der in der britischen Besatzungszone gelegene Großraum Nie­dersachsen war in den deutschen Westzonen eines der drei Hauptaufnahmegebiete von Flüchtlingen und Vertriebenen („Hauptflüchtlingsländer“): Im Oktober 1946 wurden in Schleswig-Holstein rund 837500 Flüchtlinge und Vertriebene gezählt, die 31,6 Prozent der Bevölkerung stellten. Gemessen am Bevölkerungsanteil dieser Gruppe folgte dann Niedersachsen mit 1475500 Flüchtlingen und Vertriebenen (22,9 Prozent) vor Bayern mit rund 1657800 vertriebenen bzw. geflohenen Menschen (18,4 Prozent). In Niedersachsen nahm die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen bis 1949 noch weiter zu und erreichte 1,82 Millionen (26,4 Prozent der Bevölkerung).

Vornehmlich die Flüchtlingszuwanderung führte dazu, dass die niedersächsische Bevölkerung trotz der Kriegsverluste um ca. 50 Prozent anwuchs – von 4,5 Millionen im Jahr 1939 auf 6,8 Millionen im Jahr 1950. Innerhalb Niedersachsens ergaben sich in der Verteilung der Flüchtlinge und Vertriebenen klare Ungleichgewichte mit einem sehr deutlichen Ost-West-Gefälle: Die Regierungsbezirke und Kreise im Osten Niedersachsens nahmen wesentlich mehr Flüchtlinge und Vertriebene auf als die mittleren und westlichen. Einheimische stellten 1946 in den westlichsten Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück drei Viertel, in den Bezirken Braunschweig, Hannover, Hildesheim, Oldenburg und Stade zwei Drittel, im Regierungsbezirk Lüneburg aber nur noch die Hälfte der Bevölkerung. Dabei gilt für Niedersachsen insgesamt, dass beinahe die Hälfte aller Flüchtlinge und Vertriebenen in Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern unterkam.

Etwa ein Drittel der 1,82 Millionen deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten, die 1950 in Niedersachsen lebten, stammte aus Schlesien. Es folgten Ostpreußen und Danzig mit rund einem Fünftel sowie Ostpommern und Ostbrandenburg mit rund einem Siebtel. Damit stammten in Niedersachsen fast drei Viertel dieser Zuwanderer aus den ehemaligen Reichsgebieten östlich von Oder und Neiße. Aus den deutschen Siedlungsgebieten jenseits der deutschen Staatsgrenzen vor Beginn der nationalsozialistischen Expansion seit Ende der 1930er-Jahre stammten nur vergleichsweise wenige Zuwanderer: aus der UdSSR und Polen 8,5 Prozent, aus dem Baltikum und dem Memelland 1,7 Prozent sowie aus Jugoslawien, Rumänien, Ungarn, Österreich und der Tschechoslowakei 5,5 Prozent.

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In Bayern, einem Land der amerikanischen Besatzungszone, waren bis Jahresende 1946 insgesamt 1,7 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen worden. Auch hier stieg ihre Zahl in der Folge noch weiter an. Bei der Volkszählung im September 1950 wurden 1,92 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene registriert; das entsprach einem Bevölkerungsanteil von 21,1 Prozent. Ähnlich wie in Niedersachsen bedeutete diese Zuwanderung einen enormen Bevölkerungszuwachs: 1939 hatte es 6,9 Millionen Einwohner in Bayern gegeben, am Jahresende 1946 waren es schon rund neun Millionen. Dabei war der Anteil der Flüchtlinge und Vertriebenen, die in kleinen Gemeinden unter 2000 Einwohnern untergekommen waren, mit rund zwei Dritteln sogar noch wesentlich höher als in Niedersachsen. Und auch das Muster der regionalen Herkunft der Flüchtlingsbevölkerung sah in Bayern anders aus als in Niedersachsen: Aufgrund der räumlichen Nähe zur Tschechoslowakei war der Anteil der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Sudetenland in Süddeutschland wesentlich höher als in Norddeutschland. Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge und Vertriebenen stammte von dort. Die nächstkleinere Gruppe bildeten Schlesier mit einem Anteil von etwas mehr als einem Viertel.

Spannungen und Konflikte zwischen Einheimischen und Flüchtlingen resultierten zunächst zumeist aus der Unterkunftsfrage: Gab es keine freiwillige Abgabe von Wohnraum, reagierten deutsche und alliierte Dienststellen – im Laufe der Zeit immer öfter – mit Zwangseinweisungen. Häufig wurden Dienstboten- oder Abstellkammern, Ställe oder andere Funktionsräume mit spartanischer Ausstattung sehr provisorisch und primitiv als Unterkunft ganzer Familien hergerichtet („Notwohnungen“). Auseinandersetzungen wegen der damit einhergehenden unvermeidbaren Überschneidung von Lebenssphären in der Zwangsgemeinschaft von Einheimischen und Zuwanderern gab es allenthalben, ob es um die gemeinsame Nutzung der Küche ging oder um die Bereitstellung von Hausrat: Allein im Jahre 1946 beschwerten sich beispielsweise in der Provinz Brandenburg mehr als 45000 Flüchtlinge und Vertriebene schriftlich bei der zuständigen Behörde über alltägliche Konflikte mit Einheimischen. Zumeist ging es um Probleme der Wohnungsversorgung. Bei einer repräsentativen Umfrage in den Ländern der amerikanischen Besatzungszone äußerten 1949 insgesamt 61 Prozent der befragten Einheimischen, Flüchtlinge und Vertriebene seien „Störenfriede“ in ihrem unmittelbaren Umfeld, darunter 40 Prozent mit Hinweis auf wohnungsbedingte Schwierigkeiten.

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Vor allem mit dem Eintreffen der großen Vertriebenentransporte des Jahres 1946 erwies es sich als zunehmend schwieriger, Flüchtlinge und Vertriebene in privaten Haushalten unterzubringen. Seither wuchs die Zahl der Lagerbewohner. Überall entstanden neben den bereits bestehenden Erst­aufnahme-, Durchgangs- und Quarantänelagern nun auch regelrechte Wohnlager, die der längerfristigen Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen dienten. Nicht selten handelte es sich dabei um ehemalige Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager, Kasernenanlagen, Fabrikgebäude, Bunker oder sogar ehemalige nationalsozialistische Konzentrationslager wie beispielsweise das Lager Dachau. Allein in Bayern gab es 1946 insgesamt 1381 Flüchtlingslager mit 146000 Bewohnern.

Auch zehn Jahre nach Kriegsende lebten noch 185750 Flüchtlinge und Vertriebene auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland in insgesamt 1907 Lagern, die sich vor allem in den „Hauptflüchtlingsländern“ Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein befanden. 1950 hatte gerade einmal ein Viertel der 2,6 Millionen Haushaltungen von Flüchtlingen und Vertriebenen eine eigene abgeschlossene Wohnung. Bei den einheimischen Haushalten lag dieser Wert mit zwei Dritteln wesentlich höher. Zu diesem Zeitpunkt lebten zwei Drittel aller Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien zur Untermiete und ein Zehntel in „Notwohnungen“ oder Lagern. Zwar wurden die letzten Lager in der Bundesrepublik Deutschland erst Anfang der 1970er-Jahre aufgelöst. Bis dahin aber hatte sich die wohnräumliche Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen insgesamt bereits wesentlich verbessert. Bis 1956 schon war der Anteil der Flüchtlinge und Vertriebenen mit abgeschlossenen Wohnungen im Vergleich zu 1950 auf das Dreifache gestiegen, und Anfang der 1960er-Jahre galten die Wohnverhältnisse von einhei­mischer und zugewanderter Bevölkerung als weithin angeglichen.

Neben der Unterkunftsfrage war die Versorgung mit Lebensmitteln eine der großen Herausforderungen im Nachkriegsdeutschland. Bei einer ausreichenden Versorgung hatte im Jahr des Kriegsbeginns 1939 der durchschnittliche Kalorienverbrauch in Deutschland bei 2 435 Kalorien pro Tag und Person gelegen. 1948, drei Jahre nach Kriegsende, war der durchschnittliche Wert der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel gerade einmal auf 1382 Kalorien gestiegen – und vor allem in den „Hungerwintern“ 1946 und 1947 hatten die Rationen noch weit kümmerlicher ausgesehen.

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Wie sehr diese mangelhafte Versorgung die Gesundheit der Bevölkerung gefährdete, zeigt eine Untersuchung des Gesundheitsamtes in Göttingen: Im Juni 1947 waren hier 1800 zufällig vorbeigekommene Passanten gewogen worden. Nur 203 hatten ihr Normalgewicht. In 297 Fällen wurde ein Untergewicht von fünf bis zehn Prozent registriert, bei 274 Menschen ein Untergewicht von zehn bis 15 Prozent, 375 Personen hatten 15 bis 25 Prozent Untergewicht. Bei 322 Passanten galt das Untergewicht als akut gesundheitsgefährdend. 412 Menschen waren bis auf die Knochen abgemagert. In erster Linie handelte es sich bei den Betroffenen um Flüchtlinge und Vertriebene: Die Gesundheitsämter in Niedersachsen untersuchten zwischen September 1946 und August 1947 insgesamt 532706 Flüchtlinge und Vertriebene ärztlich, von denen neun Prozent unter schweren Ernährungsschäden litten, acht Prozent unter Rachitis, vier Prozent unter Krätze, 2,5 Prozent unter Typhus und 2,4 Prozent unter Tuberkulose. Diese ärztlichen Untersuchungen offenbarten zugleich wesentliche Mängel in der Versorgung der Flüchtlinge und Vertriebenen mit Gütern des alltäglichen Bedarfs: Rund 21 Prozent aller Untersuchten besaßen keine Oberbekleidung, 27 Prozent keine Schuhe und 25 Prozent keine Wäsche. Beinahe 20000 Personen hatten keine Heizung, und ca. 78000 besaßen kein Bett.

Mit der vorrangigen Unterbringung der Flüchtlinge und Vertriebenen in den stark landwirtschaftlich geprägten Gebieten verbanden sich erhebliche Probleme der beruflichen Integration. Bis zur Währungsreform 1948 arbeiteten viele Flüchtlinge und Vertriebene unentgeltlich, häufig lediglich für Kost und Logis als Hilfskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben. Statistisch nachzuweisende Erwerbslosigkeit spielte in dieser Phase keine Rolle. Es gab zwar eine Arbeitslosenunterstützung, die aber kaum ausreichte und in wertloser Reichsmark ausbezahlt wurde. Lohnarbeit im herkömmlichen Sinne blieb wegen der Wertlosigkeit der Währung beinahe ebenso bedeutungslos. Unterbeschäftigung, Gelegenheitsjobs, legale und illegale Tauschaktivitäten kennzeichneten den Arbeitsalltag. Die Produktivität war niedrig angesichts der schwierigen Ernährungslage, der mangelhaften Versorgung mit Betriebsmitteln bzw. Rohstoffen und des katastrophalen Zustands der gesamten Infrastruktur.

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Erst die Währungsreform ließ 1948 die weithin verdeckte Erwerbslosigkeit offenbar werden. Die Zahl der Erwerbslosen wuchs bis Anfang 1950 auf fast zwei Millionen Menschen und lag unter den Flüchtlingen und Vertriebenen dreifach höher als unter den Einheimischen. Die Weiterwanderungen der Flüchtlinge und Vertriebenen zu den Arbeitsplätzen vor allem nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und nach dem Beginn der Hochkonjunkturphase Anfang der 1950er-Jahre korrigierten diese Entwicklung: Starke Abwanderungen erfolgten aus den ländlichen Regionen in die städtisch-industriellen Räume. „Verlierer“ waren im Westen die „Hauptflüchtlingsländer“ Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, „Gewinner“ Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Zwischen 1949 und Ende der 1950er-Jahre wurden auf der Basis von fünf Umsiedlungsprogrammen des Bundes rund eine Million Flüchtlinge und Vertriebene in andere Bundesländer umverteilt. Zeitgleich siedelten 1,7 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene ohne staatliche Unterstützung in andere Bundesländer um. Dazu kamen weitere hunderttausendfache Bewegungen innerhalb der Bundesländer.

Die Hochkonjunktur des „Wirtschaftswunders“ seit Anfang der 1950er-Jahre erleichterte fundamental die wirtschaftliche und soziale Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen. Zudem bildeten sie ein qualifiziertes Arbeitskräftepotenzial, das das „Wirtschaftswunder“ in erheblichem Maße mittrug. Dabei prägte sich allerdings das für viele Einwanderergruppen typische Unterschichtungsphänomen aus: Flüchtlinge und Vertriebene übernahmen hauptsächlich statusniedrige berufliche Positionen und verfügten dementsprechend auch über geringere Einkünfte. Aufstiegsmöglichkeiten gab es für viele von ihnen vor allem in den 1960er-Jahren mit der Zuwanderung ausländischer „Gastarbeiter“, die ihrerseits dann die niedrigsten Arbeitsmarktpositionen einnahmen (siehe hierzu auch S. 72).

Unter den großen Zwangswanderungen im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit bildeten Flucht und Vertreibung nur eine unter mehreren Bewegungen. Wie bereits erwähnt, waren im Gebiet der späteren vier Besatzungszonen rund zehn Millionen Menschen vor den Bombenangriffen in ländlich geprägte Regionen geflohen oder evakuiert worden. Sie konnten nicht selten erst nach Jahren ihre notdürftigen Quartiere verlassen und in ihre Heimatorte zurückkehren.

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Hinzu kamen auf dem Gebiet des besetzten Restdeutschlands rund acht Millionen „Displaced Persons“ (DPs), die im Zuge des Zweiten Weltkriegs in das Reich verschleppt worden waren und deren Rück- und Weitertransport Monate und Jahre in Anspruch nahm. Zumeist handelte es sich um ehemalige Zwangsarbeiter der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Zu den DPs zählten aber auch Kriegsgefangene und Konzentrationslagerhäftlinge. Die Displaced Persons entstammten rund 20 Nationalitäten mit über 35 verschiedenen Sprachen. Sie unterstanden der direkten Fürsorge der vier alliierten Besatzungsmächte und den von ihnen zugelassenen internationalen Hilfsorganisationen.

Ursprünglich war es das Ziel der Militärregierungen und Hilfsorganisationen, die DPs so rasch wie möglich zu sammeln und in die jeweiligen Heimatländer zurückzubringen. Das gelang allein in den ersten vier Monaten nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 bei über fünf Millionen DPs. Die Mehrzahl der DPs schloss sich freiwillig den zahllosen, für sie zusammengestellten alliierten Transporten an. Entsprechend einer Vereinbarung zwischen den Westalliierten und der UdSSR wurden dabei Displaced Persons sowjetischer Staatsbürgerschaft auch zwangsweise repatriiert, wiewohl die westalliierten Behörden wussten, dass sie, als angebliche „Kollaborateure“, mit Lagerhaft, Repressionen bzw. „Umerziehungsmaßnahmen“ zu rechnen hatten.

Seit Herbst 1945 verringerten sich die Abtransportziffern immer weiter. Ende 1945 gab es in den drei Westzonen noch etwa 1,7 Millionen DPs. 1946 lag die Zahl der Repatriierten nur noch bei etwa 500000. Hintergrund für die abnehmenden Transportziffern war die immer geringere Rückkehrbereitschaft der DPs. Dazu trugen die Errichtung kommunistischer Regime in den Ländern Ostmittel- und Südosteuropas ebenso bei wie die dortigen territorialen Veränderungen und die schwierige wirtschaftliche Situation. Zahlreiche DPs hatten im Krieg ihre gesamten Familien verloren, ihre Heimatorte waren zerstört, ihre Gesundheit ruiniert. Anknüpfungspunkte für den Aufbau einer neuen Existenz gab es für viele nicht mehr. DPs polnischer Herkunft bildeten mit rund 800000 Personen Ende 1945 die stärkste Gruppe unter den bis dahin Zurückgebliebenen in den Westzonen. Aus dem Baltikum stammten etwa 180000 DPs, und die sowjetische Staatsbürgerschaft besaßen zu diesem Zeitpunkt rund 55000 DPs. Daneben gab es in den Westzonen noch etwa 23000 jüdische Displaced Persons.

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Erst die Auswanderungsprogramme der im Juni 1947 gegründeten „International Refugee Organization“ (IRO) gaben einer großen Zahl von DPs eine neue Perspektive. Bis 1951 ermöglichte das „Resettlement“-Programm der IRO insgesamt ca. 712000 DPs die Auswanderung. Ziele waren vor allem die USA (für 273000 DPs), Australien (136000) und Kanada (83000) sowie die westeuropäischen Staaten Frankreich und Großbritannien mit insgesamt 110000 Menschen. Nur ein kleiner Teil der DPs blieb in Deutschland zurück. Bei ihnen handelte es sich zumeist um Menschen, die bei den Auswanderungsprogrammen nicht berücksichtigt worden waren, weil sie als zu alt, zu krank oder zu wenig arbeitsfähig galten. Als die Westalliierten 1950 die Verantwortung für die DPs an die Bundesregierung übergaben, dürften sich noch rund 150000 von ihnen im Bundesgebiet aufgehalten haben, von denen etwa ein Drittel immer noch in Lagern lebte.

Mit dem „Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer“ vom 25. April 1951 wurde in der Bundesrepublik ein spezieller, im Vergleich zum internationalen Flüchtlingsrecht großzügiger Rechtsstatus für die DPs geschaffen. Er glich sie zwar in weiten Bereichen der rechtlichen Position der Bundesbürger an, führte aber eben gerade nicht zu einer vollständigen Gleichstellung mit deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen. Entschädigungsansprüche regelte das Gesetz nicht. Das führte angesichts einer restriktiven Wiedergutmachungspraxis deutscher Verwaltungen und Gerichte in der Folgezeit dazu, dass viele „heimatlose Ausländer“ keine Entschädigung dafür erhielten, was sie während der nationalsozialistischen Diktatur erlitten hatten.

Das Verhältnis der deutschen Bevölkerung zu den Displaced Persons war in der unmittelbaren Nachkriegszeit von Abwehrhaltungen und Vorurteilen geprägt. Die diskriminierende nationalsozialistische Rede von den „Untermenschen“ aus dem Osten tat dabei ebenso ihre Wirkung wie die verallgemeinerten und Schrecken verbreitenden Nachrichten über gewalttätige Ausschreitungen und Plünderungen befreiter Zwangsarbeiter nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur. DPs galten weithin als unter der Obhut der Alliierten stehende Privilegierte, die der deutschen Polizeihoheit entzogen waren. Nur selten ist in der deutschen Nachkriegsgesellschaft in den DPs mehr gesehen worden als ein Besatzungsproblem – ihr Schicksal als Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft wurde weithin verdrängt und verschwiegen.

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Am Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen nahm die deutsche Bevölkerung in der Nachkriegszeit wesentlich mehr Anteil. Umfragen im Auftrag der US-Besatzungsbehörden zufolge zählte die Frage der Behandlung und der Rückkehr der deutschen Kriegsgefangenen für die Deutschen im gesamten Zeitraum von 1945 bis 1949 zu den drei „Hauptsorgen“ neben den Problemen der Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des alltäglichen Bedarfs.

Über 17 Jahre erstreckte sich die Geschichte der Kriegsgefangenschaft von Deutschen während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – vom Kriegsbeginn im September 1939 bis zur Rückkehr der letzten „Spätestheimkehrer“ aus sowjetischen Lagern Anfang 1956. Im Krieg gerieten rund elf Millionen deutsche Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft, der größte Teil von ihnen in den letzten Kriegsmonaten. 20 verschiedene Staaten hatten deutsche Kriegsgefangene in Gewahrsam genommen, darunter vor allem die USA (3,8 Millionen), Großbritannien (3,7 Millionen) und die UdSSR (3,2 Millionen). Deutsche Kriegsgefangene wurden über die ganze Erde verstreut. Viele von ihnen waren an Wiederaufbauarbeiten beteiligt. Die amerikanischen und britischen Militärbehörden übergaben zu diesem Zweck 700000 deutsche Kriegsgefangene an Frankreich, weitere an die Niederlande und Belgien.

Man hat errechnet, dass deutsche Kriegsgefangene zwischen 1941 und 1956 rund zwei Milliarden Arbeitstage leisteten, den größten Teil davon in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa (1,4 Milliarden) und vor allem in der UdSSR. Katastrophale Lebensbedingungen mit zahllosen Todesfällen mussten deutsche Kriegsgefangene sowohl in westalliierter als auch in sowjetischer Kriegsgefangenschaft erdulden. Allerdings blieben solche Erscheinungen in der Kriegsgefangenschaft der Westalliierten auf kürzere Zeiträume und wenige Brennpunkte begrenzt, während sie in der UdSSR die Regel waren.

Die Entlassung der deutschen Kriegsgefangenen begann bereits unmittelbar nach der Kapitulation im Mai 1945, zunächst vor allem aus den amerikanischen Lagern. In den folgenden zwölf Monaten wurden rund fünf der insgesamt neun Millionen bei Kriegsende internierten deutschen Kriegsgefangenen aus den alliierten Lagern entlassen. Bis 1948 war die Repatriierung aus den westlichen Staaten abgeschlossen, und auch aus der UdSSR hatte bis dahin der weitaus überwiegende Teil nach Deutschland zurückkehren können. 1949, im Jahr der Gründung von Bundesrepublik und DDR, gab es in den sowjetischen Lagern aber immer noch rund 60000 deutsche Kriegsgefangene, die zu Zwangsarbeit verurteilt worden waren und vornehmlich als Druckmittel bei Verhandlungen mit der Bundesrepublik dienen sollten. Erst nachdem im Herbst 1955 die Reise Bundeskanzler Konrad Adenauers in die Sowjetunion zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR geführt hatte, trafen Anfang 1956 die letzten etwa 30000 Kriegsgefangenen als „Spätestheimkehrer“ im niedersächsischen Grenzdurchgangslager Friedland ein.

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Vor allem für die Spätheimkehrer der Jahre 1949/50 und die Spätestheimkehrer der folgenden Jahre bis 1956 bildete die Kriegsgefangenenschaft einen tiefen biographischen Bruch. Nicht selten trafen Heimkehrer auf eine völlig veränderte Familiensituation, in der die eigene Position angesichts über Jahre hinweg selbstständig und unabhängig agierender Ehefrauen und Kinder sich weit von dem traditionellen Rollenbild des „Familienvorstandes“ entfernt hatte. Die Rückkehr erforderte zugleich das Bemühen um die Integration in eine in vielerlei Hinsicht fremd gewordenen Gesellschaft, Kultur und Arbeitswelt.

Der Zweite Weltkrieg hatte die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen – und darunter nicht zuletzt Displaced Persons, Flüchtlinge, Vertriebene, Umgesiedelte, Kriegsgefangene und Ausgebombte – zerstört; Auswanderung erschien vielen als der Weg aus der Trümmerlandschaft Europas. In den anderthalb Jahrzehnten zwischen 1946 und 1961 gingen insgesamt 779700 Deutsche auf Dauer oder für begrenzte Zeit nach Übersee. 384700 hatten die Vereinigten Staaten als Ziel, 234300 Menschen wollten nach Kanada und 80500 nach Australien. 80200 Deutsche zog es in „sonstige“ Länder. Das war die stärkste Auswan­derungsbewegung aus Deutschland im 20. Jahrhundert.

Unmittelbar nach Kriegsende blieben dabei die Auswanderungsmöglichkeiten aufgrund von Regelungen der alliierten Besatzer zunächst noch sehr beschränkt und galten nur für Ehepartner und Kinder ausländischer Staatsangehöriger bzw. anerkannte Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes. Außerdem gab es weltweit kaum ein Land, das deutsche Einwanderer zugelassen hätte. Deshalb blieb die Zahl der deutschen Überseeauswanderer zwischen 1945 und 1948 auch auf rund 32000 beschränkt. Erst mit der Gründung der Bundesrepublik wurde die Auswanderung wieder freigegeben, und auch die wichtigsten Einwanderungsländer USA, Kanada und Australien zeigten sich bereit, die Einreise Deutscher zu akzeptieren. Das war die Voraussetzung für den explosionsartigen Anstieg der Auswandererzahlen Anfang der 1950er-Jahre.

Bis dahin waren innereuropäische Wanderungsziele für Deutsche wesentlich wichtiger gewesen. 180000 deutsche Einwanderer zählten die westeuropäischen Staaten, darunter vor allem Frankreich (75000) und Großbritannien (52000), zwischen 1945 und 1952. Zahlreiche Anwerbekommissionen aus diesen Ländern, später auch aus Australien, Kanada und anderen Staaten, waren in den westlichen Besatzungszonen und der frühen Bundesrepublik tätig. Hintergrund war der Mangel an gut qualifizierten und hoch motivierten Arbeitskräften in einigen Arbeitsmarktsektoren. Arbeitskräfte aus Westdeutschland, die gezielt entsprechend den Wünschen der jeweiligen Arbeitgeber angeworben wurden, sollten den Arbeitskräftemangel in den Anwerbeländern überwinden helfen.

Während die Bundesregierung Anfang der 1950er-Jahre vor dem Hintergrund starker Auswanderungen noch Verhandlungen über die finanzielle Unterstützung deutscher Auswanderer durch die verschiedenen Einwanderungsländer betrieb, begannen gleichzeitig bereits die ersten Planungen und Vorbereitungen zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte für die deutsche Wirtschaft. Erstes Ergebnis war der 1955 abgeschlossene Anwerbevertrag mit Italien. Er leitete die Phase der millionenfachen Einreise und Beschäftigung ausländischer Arbeitsmigranten in der Bundesrepublik Deutschland ein, die bis zum „Anwerbestopp“ 1973 andauerte.

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2.1 Die Nachkriegszeit: Displaced Persons, Flüchtlinge, Vertriebene, Kriegsgefangene, Spätheimkehrer, Auswanderer

2.2 Arbeitswanderer, Asylsuchende und Aussiedler in der Bundesrepublik 1949–1989/90

2.3 Ost-West-Flucht, Ausländer- beschäftigung und Asylpolitik in der DDR 1949–1989/90

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